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Freimaurerei dient auch der Besinnung und der Ausgestaltung der eigenen Fähigkeiten und Potentiale. In dieser Zeichnung zum Johannisfest wird daran erinnert.
Von Br. M. S. aus der Loge “Broich zur verklärten Luise” in Mühlheim an der Ruhr
Diese Zeichnung möchte ich gerne dazu nutzen, zum Nachdenken anzuregen und die Frage zu stellen, wie jeder sein Leben gestaltet und nutzt. Vielleicht kommt man dabei zu dem Schluss, dass man sehr zufrieden mit dem eigenen Lebensweg ist, was wünschenswert wäre. Vielleicht hilft dieser Beitrag auch zur Inspiration oder um etwas Neues zu probieren. Das finde ich genauso wünschenswert.
Manchmal fällt es mir schwer, mich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Bei so vielen Reizen, Einflüssen und Möglichkeiten, die uns das Leben bietet, ist es manchmal schwierig zwischen Wichtig und Unwichtig zu unterscheiden. Was ist für uns als Mensch und Bruder wichtig?
Kurz gesagt: Wir sollten es, in der vergleichsweise kurzen Lebensspanne die uns zur Verfügung steht, schaffen, die Welt in einem besseren Zustand in den “ewigen Osten” zu verlassen, als wir sie betreten haben.Uns stehen hierfür in Deutschland durchschnittlich 79 Jahre zur Verfügung, was minimal gegenüber dem Alter unserer Erde von 4,57 Milliarden Jahren erscheint. Setzen wir die Zeit, die unsere Erde bereits existiert mit einem Jahr gleich, so entspricht unsere gesamte Lebensdauer etwa einer halben Sekunde. Diese Vorstellung kann uns einerseits verdeutlichen, was für ein kleiner Teil des uns umgebenden Systems wir sind. Somit ist Bescheidenheit und Bodenständigkeit angesagt.
Andererseits, haben wir aber auch jeden Grund optimistisch zu sein. Denn in unserer individuellen Wahrnehmung erscheint uns unser Leben lang. All unsere Pläne, Ziele und täglichen Aktivitäten sind auf unsere voraussichtliche Lebensdauer abgestimmt. Was wir im Leben bewegen können, erfolgt in den durchschnittlich 79 Jahren. In dieser Zeit können wir vieles in der Welt hinterlassen, das auch für nachfolgende Generationen präsent und wichtig sein und gänzlich neue Entwicklungen in der Zukunft beeinflussen kann. Bekannte Beispiele sind Vordenker wie Aristoteles, Platon oder der Erfinder der modernen Naturwissenschaften und bedeutender technischer Geräte, wie dem ersten Vorläufer des Thermometers, Galileo Galilei, die das Denken der gesamten Menschheit erweitert und revolutioniert haben. Oder aber nicht mehr wegzudenkende Meilensteine, wie die Erfindung des Papiers durch den Chinesen Cai Lun kurz nach Christi Geburt. Ein weiteres Beispiel sind viele bekannte Schriftsteller und Dichter, die in Ihrer Schaffenszeit Werke für die Zukunft geschaffen haben, die immer noch eine große Bedeutung im Alltag haben. So zum Beispiel unsere Freimaurerbrüder Johann Wolfgang von Goethe, Kurt Tucholsky, Mark Twain oder Artur Conan Doyle.
Jeder von uns sollte seine eigenen Potentiale erkennen und in seiner Lebenszeit möglichst vollständig entfalten. Wenn wir nämlich betrachten, wie viel Zeit unseres Lebens wir sinnlose Dinge tun oder bereits taten, die weder uns selbst noch jemand anderem etwas nutzen, erkennen wir, was wir wirklich im Leben bewegen können. Es ist immer der richtige Zeitpunkt etwas Sinnvolles zu tun.
Dies soll keineswegs heißen, dass man sich zukünftig keine Ruhe mehr gönnen oder nicht mal zwischendurch auch abschalten soll. Denn genau das gibt uns neue Kraft und Ideen für die Lebensgestaltung. Es geht viel mehr darum zu erkennen, welche Zeitvertreibe oder Beschäftigungen uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Umwelt guttun und welche schaden. Die Dinge die uns selbst oder anderen schaden, sollten wir gegen sinnvolle Alltagsbeschäftigungen austauschen. Allein dadurch schaffen wir es, in unserem Umfeld und unserem eigenen Leben etwas zum Guten hin zu bewegen. Hierfür können und sollten wir kreativ sein und auf unsere eigene Intuition hören. Diese Kreativität sollten wir unser Leben fordern um neue Fortschritte zu erzeugen.
Der Künstler Pablo Picasso sagte: „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ Und mit Künstler meine ich in diesem Kontext einen schaffenden Menschen. Einen Menschen, der sein Leben in die Hand nimmt, um etwas Gutes zu bewegen, sich für Menschlichkeit und Frieden einzusetzen und zu gestalten. Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit sind dabei der Mörtel des Tempelbaus. Ob wir dies im direkten Freundes- oder Familienkreis machen oder ob wir versuchen auf unsere eigene Art möglichst viele Menschen zu erreichen ist jedem selbst überlassen.
Vielleicht können wir alle die heutige Niederrheinloge als Anlass nehmen in uns selbst reinzuhorchen und zu erkennen, was wir in unserem Leben als nächstes anpacken und verändern werden. Gleichzeitig aber auch zu erkennen, was uns gut tut, was für uns von Wert ist, und daher gepflegt und erhalten werden sollte.
Ein zentraler Satz während unserer Aufnahme mahnt uns genau dies. Und zwar „ Erkenne Dich selbst“. Diese Aufforderung sollten wir als Lehrlinge, Gesellen und Meister ein Leben lang beherzigen um unserem Lebensziel möglichst nah zu kommen. Als Konsequenz daraus, sollten wir mit voller Überzeugung sagen können, dass wir für unsere Arbeit bezahlt worden und zufrieden sind.
Liebe Brüder, ich wünsche Euch einen sehr guten Start ins neue Jahr und hoffe, dass es Euch gelingt, in Eurem Leben genau das zu tun, was Euch erfüllt und zufrieden macht!
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