Menü

Das Freimaurermuseum als Dienstleister

Gelesen von Hasso Henke

Fotos: © spaxlax / Adobe Stock | Deutsches Freimaurermuseum

00:00
00:00

    • 00:00




Das Arbeitsfeld Museum hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Neue Herausforderungen und Aufgaben führten dazu, dass Museumsbetriebe nicht mehr allein Einrichtungen sind, in denen Kulturgut beschafft, bewahrt, erforscht und ausgestellt wird. Sie sind vielmehr gemeinnützig, der Öffentlichkeit zugänglich und stehen im Dienste der Gesellschaft und der Forschung.

Mit dem Einzug neuer Medien, Technologien und dem Internet galt es, sich anpassen. So auch das Deutsche Freimaurermuseum in Bayreuth. Es versteht sich als Einheit eines modernen Museums mit einer Sammlung von ca. 12000 Objekten, einer Präsenzbibliothek mit ca. 20000 Titeln sowie einem Archiv. Da Bibliothek und Archiv für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, bietet das Museum eine Vielzahl an Dienstleistungen an. Entsprechend ist das Bibliotheksverzeichnis online gestellt, Titel können bestellt werden, Unterlagen zu Ritualen werden allerdings nur an Freimaurer im entsprechenden Grad ausgehändigt und sind vor Ort einsehbar. Oder es werden die gewünschten Seiten für Vorträge, wissenschaftliche Arbeiten oder für private Zwecke eingescannt und gegen Entgelt versendet. Gerade für diesen Service wurde im vergangenen Jahr ein Overhead-Scanner angeschafft mit entsprechender Scan-Software. Der Vorteil hierbei ist, dass der Buchfalz geschont wird – was gerade bei historischen Büchern, Heften oder Zeitschriften wichtig ist – und ebenso die Falzkanten von empfindlichem doppelseitigem Papier. Enge Bindungen führen bei weit geöffneten Werken zu starken Wölbungen, was das System erkennt und behebt. Dank der hohen Auflösung können Texte oder Drucke in eine sehr gute Qualität überführt und im PDF-Format zur Verfügung gestellt werden. Die Software bietet eine einfache und selbständige Bedienung mit dem Fokus der Arbeit auf einer einheitlichen und integrativen Benutzeroberfläche.

War mein Opa Freimaurer?

Eine der täglichen Aufgaben des Museumsbetriebes besteht in einer umfassenden Korrespondenz und der Beantwortung zahlreicher Anfragen von Interessierten, die zum Beispiel bei der Ahnenforschung auf mögliche Freimaurer stoßen. Hier gilt es, anhand der zugesandten Fotografien von Objekten, Gemälden oder Artefakten zu beurteilen, ob diese nun freimaurerischer Natur sind oder nicht. Dank des umfangreichen Quellenmaterials im Archiv kann diesen Anfragen nachgegangen werden.

Das Freimaurermuseum steht seit Jahren im regen Austausch mit anderen Institutionen und verleiht Objekte für Ausstellungen. Für Logen bietet es den Tempel im Erdgeschoss an, der für Arbeiten gebucht werden kann. Weiterhin können im Rahmen von Bildung und Vermittlung Führungen von Schulklassen, Studiengruppen und anderen Interessenten reserviert werden. Bedingt durch die Corona-Pandemie hat sich das Museum schnell umgestellt, verlagerte seine Ausstellung ins Netz und bietet seit April 2020 Besuchern und Logen virtuelle Führungen an. Auf Initiative des Neusser Filmemachers Dirk Leiber, der in kürzester Zeit die Plattform „Museum Virtuell“ entwickelte, ist das Museum virtuell begehbar. Mithilfe der Meeting-Software Zoom.us werden zahlreiche Stationen angesteuert. Viele sind selbstständig durch den Besucher nutzbar. Der Teilnehmer kann zwischen verschiedenen Veranstaltungen auswählen: Individuelle Einzelbesuche, Führungen durch das Museum mit Moderation für Logenabende, moderierte Führungen einmal im Monat sowie Gruppenführungen mit bis zu 60 Teilnehmern mit Moderation durch den Museumsleiter Thad Peterson zu festgelegten Terminen. Die Preise und Buchungsmöglichkeiten finden sich auf der Museums-Homepage www.freimaurermuseum.de.

Neue Vorträge im virtuellen Museum

Der „Eintritt“ wird von dem Besucher oder Gruppe vorab bezahlt (PayPal), nach Eingang erhält der Gast einen Zugangslink zum Videochat-Programm Zoom, dem man dann live zur Führung mit dem Museumsleiter zugeschaltet wird. Nach der Führung hat die Gruppe mit der moderierten Buchung die Möglichkeit, noch bis Mitternacht im Museum zu verweilen. Einzelteilnehmer ohne Führung können sich ab Bezahlung bis zu zwei Tage rund um die Uhr und weltweit im Museum aufhalten, browserbasiert und ohne spezielle Software.

Eine weitere Idee von Br. Dirk Leiber ist es, im Museum einen Kulturraum zu schaffen, in dem Veranstaltungen live oder aufgezeichnet erlebt werden können. Das erste Versuchsprojekt in Bayreuth war der 90-minütige Vortrag des Künstlers und Rezitators Andreas Grude mit dem Titel „Ja, auch Goethe war Freimaurer“, der jetzt gegen Gebühr abrufbar ist.

Erfreulicherweise wurde diese neue Begehbarkeit im Freimaurermuseum so gut angenommen, dass bereits nach drei Wochen die Kosten für die Virtualisierung eingespielt waren und darüber hinaus in der Lockdown-Phase noch Einnahmen erzielt werden konnten. Museumsdirektor Br. Thad Peterson freut sich über zahlreiche Buchungen und ist froh, diesen Weg gegangen zu sein. Nach kleinen Umbauarbeiten in der Ausstellung ist das Museum seit dem 1. Juli auch wieder für persönliche Besucher zugänglich, bietet aber weiterhin die Rundgänge am Bildschirm an.

Dieser Beitrag stammt aus dem Heft 5-2020 der HUMANITÄT, dem deutschen Freimaurer-Magazin. Das Heft kann bei der Kanzlei abonniert werden.