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Von Antje Friedl-Höttler
Das Museum in Bayreuth besitzt eine hochwertige Uhrensammlung
Das Freimaurermuseum verfügt über eine exquisite freimaurerische Uhrensammlung, darunter befinden sich auch englische, amerikanische und Schweizer Uhrwerke.
Vor einigen Jahren erhielt das Museum eine kostbare Uhrenkollektion von dem mittlerweile verstorbenen Sammler Br. Heinz R., einem langjährigen Mitglied der Berliner Loge „Zum Spiegel der Wahrheit“, persönlich überreicht. Er wollte seinen gesamten freimaurerischen Nachlass in sicheren Händen und gut aufbewahrt wissen, was er auch testamentarisch festgehalten hatte. Seine Sammlung bestand aus Taschenuhren aus der Zeit vom Ende des 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert sowie aus Armbanduhren, die allesamt in sehr gutem Zustand und größtenteils funktionstüchtig waren. Einige davon sind nun in der Dauerausstellung des Freimaurermuseums zu sehen und sollen hier exemplarisch beschrieben werden.
Bereits im Altertum teilte der Mensch seinen Tagesablauf durch Beobachtung der Himmelsgestirne Sonne und Mond ein. Dabei waren Auf- und Untergang der Sonne sowie ihr höchster Stand am Mittag markante Zeitpunkte. Am wandernden Schatten konnte durch Markierungen die Zeit eingeteilt werden. Die zunehmenden Kenntnisse aus Astronomie und Mathematik hatten großen Einfluss auf die Entwicklung der Zeitmesser wie beispielsweise die Räderuhren oder auch die astronomischen Uhren. Für europäische Monarchen und das gehobene Bürgertum wurden bereits im Mittelalter nach gleichem Prinzip Uhren aus Eisen im Kleinformat gefertigt. Obwohl auch sie über astronomische Anzeigen verfügten, dienten sie zumeist repräsentativen Zwecken. Zugleich vollzog sich damit der Wandel von der öffentlichen zur häuslichen Uhr. Im Zeitalter der Renaissance kam es zu bedeutenden Entwicklungen, die den Gebrauch der Uhr entscheidend beeinflussten und perfektionierten. Häusliche Uhren erhielten ein Gehäuse, um sie vor Staub und Abnutzung zu schützen. Fortan war die Gestaltung der Uhren dem jeweiligen Zeitgeschmack und ihrer Mode unterworfen und nicht selten trat die Funktion der Zeitmessung hinter die ästhetische Form zurück. Zum anderen wurde es möglich, durch neue Erfindungen, Verwendung anderer Materialien wie beispielsweise Messing für die Zahnräder und die Fertigung mit besseren Werkzeugen die Uhren so zu verkleinern, dass sie als Taschenuhren zu verwenden waren. Dies war ein großer Vorteil, denn es machte sie unabhängig vom Aufstellungsort, sie konnten getragen werden und dabei kontinuierlich die Zeit anzeigen.
Freimaureruhren als spezielles Sammelgebiet
Seit dem späten 18. Jahrhundert waren Tisch-, Wand- und Taschenuhren gelegentlich auch Träger freimaurerischer Motivik. Diese erscheint innerhalb der Uhrwerke, auf Zifferblättern oder Gehäusen in Form von Gravuren oder Emaille-Malereien. Eines der ältesten Exemplare der Sammlung ist eine 60 mm große Spindeltaschenuhr von 1818 aus England mit silbernem Gehäuse, eingefasstem Kuppelglas sowie Öse und Ring für die Kette. Das Zifferblatt aus weißer Emaille ist handbemalt, freimaurerische Symbole ersetzen die Ziffern. So bezeichnen Säulen entsprechend die Uhrzeiten 1 bis 3, für die 4 stehen eine weitere Säule und ein runder Zirkel, für 5 das Winkelmaß, für 6 eine Gruppe aus Säule, Schwert und Stammrolle, für die 7 eine Leiter und ein geöffneter Zirkel, Zollstock und Zirkel ersetzen die 8, zwei gekreuzte Säulen und eine weitere stehen für 9, Hammer und Spitzhammer gekreuzt für 10, ein Ensemble aus Winkelwaage, Winkelmaß und Senkblei bezeichnen die 11 und die strahlende Sonne mit Gesicht schließlich die 12. Es folgen zwölf weitere Embleme im äußeren Rand, die sich genau über den genannten Zeichen positionieren. So erscheint über der Sonne das strahlende allsehende Auge und darunter die aufgeschlagene Bibel mit „KINGS CHAP“. Gegenüberliegend über der 6 ist die Mondsichel dargestellt, umgeben von Sternen, darunter der Buchstabe „G“. Im Zentrum, innerhalb eines Kreises begrenzt durch zwei Geraden zeigen zwei Messingzeiger die Zeit an. Bei dem vielfach aufklappbaren Gehäuse entfaltet sich auf der Rückseite ein vergoldetes mechanisches Uhrwerk und ein Spindelwerk mit feinster Ornamentik. Der Spindelkloben dient als Gegenlager und Schutz der Unruh mit Spirale und ist durch eine Halteschraube befestigt. Dieser Aufbau findet sich bei den englischen und deutschen Spindeltaschenuhren vom 17. bis 19. Jahrhundert und wurde von den jeweiligen Herstellern kunstvoll mit Gravuren, Ornamenten und reliefartigen Durchbrüchen versehen. So besteht auch dieses aparte Exemplar aus feuervergoldetem Messing, fein ziselierten floralen Elementen und einem stilisierten Pelikan an der Basis. Ein Stellzeiger ragt heraus und zeigt die Feinregulierung des Ganges mit den Bezeichnungen S (slow) — F (fast) an. Auf der glatten Platine findet sich die Nummerierung 8470. Sonst ist keine Signatur ersichtlich. Auf der Innenseite des rückwärtigen silbernen Deckels kommen verschiedene Punzen zum Vorschein, die eindeutig auf Sterling-Silber und den Herstellungsort London sowie das Produktionsjahr 1818 hinweisen. Das Monogramm SB mit Axt bezeichnet vermutlich den Hersteller, der jedoch nicht eindeutig zu benennen ist.
Uhren mit kleinen Geheimnissen
Nicht immer geben sich die Uhren auf den ersten Blick als Freimaureruhren zu erkennen, gerade wenn die Symbolik nicht auf den Zifferblättern erscheint. Manchmal verbergen sie sich auch im Uhrwerk oder in dessen Rahmen wie bei diesem etwas kleineren älteren Sammlerstück mit 50 mm Durchmesser aus der Uhrenmanufaktur Moncrief in London aus dem Jahre 1791. Das weiß emaillierte Ziffernblatt unter dem in Silber eingefassten Kuppelglas, in der Mitte geschliffen, ist schlicht gestaltet mit römischen Ziffern. Zudem ist die Stunde in vier Teile geteilt, gekennzeichnet durch die Zahlen 15, 30, 45 und 60 ganz außen. Nur die Messingzeiger sind ornamentiert. Beim Öffnen der Taschenuhr kommt ein Spindelwerk mit filigran ausgesägtem Kloben zum Vorschein, der meisterhaft ziselierte, freimaurerische Embleme verbirgt. So sind zwei Säulen ersichtlich, links mit Mond auf dem Kapitell, rechts mit einer strahlenden Sonne. Mittig ist ein geschliffener weißer Glasstein gefasst, umgeben von einem geöffneten Zirkel, Winkelmaß, einer Leiter und einer Winkelwaage in der Basis. Die glatte Platine lässt die Signatur „Moncrief & Sons / London“ erkennen und die Nummerierung 7506. Der rückseitige Deckel ist auch hier innen punziert. Daraus ist zu lesen, dass es sich bei dem Gehäuse um Sterling Silber handelt und dass die Uhr 1791 in London hergestellt wurde, vermutlich von dem Silberschmied John Robins, wofür die Meistermarke spricht.
Ein weiteres interessantes Exponat in der Ausstellung ist eine englische Taschenuhr aus dem Jahre 1833 mit 55 mm Durchmesser, ebenfalls in Silber mit Kuppelglas, mittigem Schliff und gehenkelt. Das weiß emaillierte, handbemalte Zifferblatt zeigt römische Ziffern und ist mit Messingzeigern versehen, die mithilfe eines Schlüssels verstellt werden können. Sie ist bereits auf den ersten Blick als freimaurerische Uhr zu identifizieren, denn das runde Feld im Zentrum zeigt die typische Symbolik wie das musivische Pflaster, auf dem die beiden Säulen des salomonischen Tempels stehen, überfangen durch ein zweireihiges Mauerwerk. Dazwischen ruht ein Altar mit einem aufgeschlagenen Buch. Ganz oben erstrahlt das allsehende Auge, begleitet von der ebenso strahlenden Sonne mit Gesicht und der Mondsichel umgeben von Sternen. Es folgen der Bienenkorb zum Zeichen der freimaurerischen Gemeinschaft sowie Zirkel und Winkelmaß. Gegenüber vom Bienenkorb symbolisiert die Arche Noah die Erneuerung des Bundes, der Brüderlichkeit, darunter die Winkelwaage mit dem Lot gekreuzt. Beim Aufklappen des Gehäuses zeigt sich auf der Rückseite ein kunstvoll gearbeitetes, mechanisches Uhrwerk. Mittig findet sich der Unruhkloben verziert durch ein Geflecht aus präzise ausgesägten, stilisierten Akanthusranken. Auf der Basis ist ein Gesicht graviert, das an die ägyptische Gottheit Bes denken lässt. Seitlich reguliert der Stellzeiger die Geschwindigkeit. Oben im polierten Feld ist die Gravur „B. Edmunds / Liverpool“ zu sehen, gegenüberliegend die Nummerierung N°52444. Diese Signatur taucht speziell bei Uhren auf, die für den Export gedacht waren, z. B. in die USA. Auf der Innenseite des rückwärtigen Schutzgehäuses geben Herstellerpunzen Auskunft darüber, dass es sich um Sterling-Silber aus Birmingham handelt und die Uhr 1833 produziert wurde. Das Monogramm CR könnte Bezug nehmen auf die Uhrenmanufaktur Charles Read in Coventry, einer englischen Industriestadt in der Region West Midlands, die im 18. und 19. Jahrhundert ein Zentrum der Uhrmacherei war.
Freimaurerische Uhren waren nicht nur rund, sondern variierten in ihrer Formgebung. So befinden sich unter den Schweizer Fabrikaten auch dreieckige Uhren aus dem 20. Jahrhundert, versilbert und vergoldet, die bereits in ihrer Formgebung auf die Freimaurerei verweisen. Sowohl die Rahmen als auch die silberfarbenen Zifferblätter sind reich mit freimaurerischer Symbolik verziert.
Ein Teil des Nachlasses fehlt leider noch
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden vereinzelt Miniaturuhren in Schmuckbänder eingebaut und am Arm getragen. Sie gelten als Vorläufer der modernen Armbanduhr, die um 1880 erstmals für die deutsche Kriegsmarine in Serie produziert wurde. Erst nach der Jahrhundertwende setzten sie sich als schmucke Damenuhren gegenüber der weit größeren Taschenuhr durch. Mit der Erfindung der Automatikuhr im Jahre 1923 durch John Harwood und der Einführung der wasserdichten Uhr etwa von Rolex hatte die Armbanduhr ihren endgültigen Durchbruch und erreichte bereits in den 1930er Jahren den führenden Anteil am Markt. Die zunehmende Industrialisierung machte es möglich, dass die Uhr sich zum Massenprodukt entwickelte. In Amerika wurde beispielsweise die sogenannte „Dollar Watch“ produziert, ein einfacher Uhren-Typ für jedermann erschwinglich und von verschiedenen Herstellern millionenfach verkauft. Nicht so die freimaurerischen Armbanduhren, die in der Schweiz und Frankreich in wesentlich geringerer Auflage produziert wurden und unter Sammlern sehr begehrt sind.
Das Museum ist Br. Heinz R. sehr dankbar für diese großzügige Schenkung, mit der die bereits bestehende Sammlung sehr stark aufgewertet werden konnte. Der übrige Nachlass des Bruders ist bisher leider noch nicht im Museum angekommen.