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Kultur im Logenhaus Dessau – “zum Zweiten”

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Den Impuls, einen kulturellen Herbst im Logenhaus Dessau zu etablieren, gab es bereits im Jahr 2019 anlässlich der Feierlichkeiten “100 Jahre Bauhaus”.

Uns Brüder der Dessauer Loge „Zu den drei Säulen“ beschäftigte nun an die Frage, welchen Beitrag wir selbst zur weiteren kulturellen Belebung des historischen Johannisviertels in Dessau leisten können. Gleichzeitig suchten wir ein passendes Format, den traditionsreichen Saal des Logenhauses wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen sowie in der Dessauer Region Gutes zu tun. Kann es uns gelingen, die Werte der Freimaurerei mit einem Kulturangebot sichtbarer werden zu lassen?

Reiflich wurde ein Konzept ausgearbeitet. Lokalen Kunstschaffenden soll im wahrsten Sinne des Wortes eine Bühne bereitet werden. Einzige Bedingung ist, dass die beteiligten Künstler auf ihre Gagen bzw. finanzielle Zuwendungen verzichten. Zudem sollen keine Eintrittsgelder entrichtet werden, um allen Menschen den Zugang zu Kultur und Kleinkunst zu ermöglichen. Allein um Spenden wird gebeten, welche dann zu 100 % über den Verein „STARK gegen KREBS“ e.V. an regionale Selbsthilfegruppen ausgezahlt werden.

Beflügelt vom Erfolg der Premierensaison im Jahre 2021, öffneten sich die Türen des traditionsreichen Saals im Dessauer Logenhaus zum zweiten Mal für das Kulturprogramm „Kultur im Logenhaus“. Vom 7. Oktober bis zum 19. November 2022 konnten insgesamt sieben Veranstaltungsabende kultureller Vielfalt stattfinden.

Den Auftakt bildete dabei am 7. Oktober eine Lesung von Texten Wilhelm Müllers. Anlässlich seines 228. Geburtstages lud der Literaturkreis „Wilhelm Müller“ zu einem Abend, der uns mit Biografischem, Textkollagen und Melodien den berühmten Sohn der Stadt Dessau wieder näherbrachte. Müllers Leben, nur 33 Jahren kurz, hinterließ bedeutende Spuren und wurde bereits zu Lebzeiten von Heinrich Heine sehr wertgeschätzt. Der in Dessau aufgewachsene Wilhelm Müller, Bruder in der Loge „Minerva zu den drei Palmen“ im Orient Leipzig, ist vor allem für seine Volkslieder „Am Brunnen vor dem Tore“, „Das Wandern ist des Müllers Lust“ und seine von Franz Schubert vertonten Gedichtzyklen „Winterreise“ und „Die schöne Müllerin“ bekannt.

Bei der Reihe „Kultur im Logenhaus“ ist Vielseitigkeit Programm. Wie im Vorjahr konnte die Dessauer Formation „poetica in tempore“ das Publikum begeistern. War es letztes Jahr ein Erich Kästner Abend, wurde heuer Br. Kurt Tucholskys Werk in Szene gesetzt. Und eine Zusage für 2023 gab es dazu. Wir dürfen auf Einblicke in Hermann Hesses Schaffen gespannt sein.

Die Erzählgruppe „Kalliopes Schwestern“ setzten das Erzählen, eine der ältesten Kunstformen der Welt, wundervoll in Szene. Sie brauchten keine Technik, kein Bühnenbild, keinen festen Text, keine Kostüme oder Masken. Sie benutzten ihre Sprache, ihre Mimik und Gestik und agierten frei mit den Zuhörenden. Dabei schöpfen sie aus dem Reichtum der ursprünglich mündlichen Überlieferungen: den Märchen, Mythen und Sagen aus aller Welt.

Mit Jan Büchsenschuß wurde es spannend. Unterhaltsam in seiner unverwechselbaren Art und Weise las er, flankiert von Klängen am Klavier, aus seinem Thriller „Scharlachrote Zeiten bis zum letzten Atemzug“. Seine Interaktion mit dem Publikum: überragend.

Welch künstlerischer Genuss sich entwickeln kann, wenn sich eine Musikerin und ein Lyriker zufällig im Zug begegnen, präsentierten Susanne von Scheidt und Br. Frank Richter mit ihrem Programm „Lyrik und Musik – Geschwister gleichen Standes“. Ein Abend ganz im Sinne der Relevanz von Lyrik sowie der Musik. Es wurden raumgebende Melodien sowie poetische Verse zum Seelenschmatzen und Gedankenschweifen kredenzt.  

Umrahmt wurden die Kulturtage von der Ausstellung „Emopressionen“ von Br. Cornelius Rinne, freischaffender Künstler sowie Vorsitzender der Künstlervereinigung „Pegasus“. Die Finissage, bei der der Künstler Einblicke in seinen Werdegang und seine Werke gab, bildete am 19. November den würdigen Abschluss der zweiten Auflage von „Kultur im Logenhaus Dessau“. Diese Veranstaltung der Kulturtage 2022 führte noch einmal das Publikum, die Künstler, Spendenempfänger und Veranstalter zu einem regen Austausch zusammen.

Wie im Vorjahr konnten insgesamt 1.500 Euro an Spenden gesammelt werden. Diese wurden im Rahmen der Finissage feierlich an die Selbsthilfegruppe „Niere Dessau“ e.V. übergeben.

Und wie geht es weiter? Die Planungen für 2023 sind bereits angelaufen. Aufgrund der regionalen Aufmerksamkeit haben sich andere freischaffende Künstler bereits zu Wort gemeldet. Der Autor des Buches „365 Tage mit Kurt Weill“, Andreas Eichhorn, kontaktierte uns aus Köln und hat sein Interesse bekundet, im Herbst 2023 eine Veranstaltung gestalten zu dürfen.

Fazit: Der Anspruch, die Werte unseres Bruderbundes über die Kultur dem öffentlichen Raum zu präsentieren, ist gelungen. Das Format kommt bei Kunstschaffenden und Publikum gleichermaßen gut an und wir Brüder der Loge „Zu den drei Säulen“ in Dessau haben uns innerhalb der Kulturlandschaft der Stadt einen kleinen Platz im Herzen unseres Publikums geschaffen. Das Logenhaus wird kulturell wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wir engagieren uns wohltätig in der Region und können uns in unserem Kiez „Johannisviertel“ und darüber hinaus vernetzen sowie sichtbar für die Werte der Humanität einstehen.

Bedanken möchten wir uns bei unseren Unterstützern für die finanziellen und persönlichen Zuwendungen: Distrikt Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, „Pegasus“ e.V., „STARK gegen KREBS“ e.V., Jan Bohnsteen – Deutsche Vermögenberatung sowie allen Brüdern der Dessauer Loge.